Die großen Herausforderungen unserer Zeit sind nur durch nachhaltiges Handeln zu bewältigen. Ein Ziel der Baden-Württemberg Stiftung ist es, die Bürgerinnen und Bürger für nachhaltiges Handeln im Alltag zu motivieren und zu befähigen.
Dazu gehört auch die Auseinandersetzung mit der Frage, wie Mobilität nachhaltig gestaltet sein kann. Gemeinsam mit dem BUND Landesverband BW haben wir zu dieser Frage eine Studie in Auftrag gegeben. Die für die Studie entwickelten drei Szenarien wurden auf ihre Nachhaltigkeit hin untersucht.
Aufgrund der anhaltenden Herausforderung, Mobilität in Zukunft nachhaltig zu organisieren, bringt sich die Baden-Württemberg Stiftung auch nach Abschluss der Studie in den zivilgesellschaftlichen Diskurs ein: Mit Vorträgen, Veranstaltungen, Bildungsmodulen, einer Informationskampagne und ihrer Mitarbeit beim Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg der Landesregierung.
Weitergehende Informationen finden Sie untenstehend.
Es steht außer Frage und ist politischer und gesellschaftlicher Konsens: Mobilität ist unabdingbare Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe, Erwerbstätigkeit, wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand. Gleichzeitig verursacht unser heutiges Verkehrssystem und Mobilitätsverhalten aber erhebliche Belastungen für Mensch, Umwelt und Klima, welche oft das erträgliche und ethisch legitime Ausmaß überschreiten – insbesondere angesichts der globalen Klimaerwärmung. Mit einem Anteil von 32 Prozent ist der Verkehrssektor der größte CO2-Emittent in Baden-Württemberg.
Der notwendige Wandel zu einer klimafreundlicheren und nachhaltigen Mobilität einerseits und die gleichzeitig stattfindenden äußerst dynamischen Veränderungen innerhalb der Mobilitätswirtschaft durch technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Wandel (Stichworte: Elektrifizierung, Digitalisierung, Automatisierung, neue Wettbewerber, neue Geschäftsmodelle und Mobilitätsdienstleistungen, autonomes und geteiltes Fahren) andererseits führen zu einem großen Veränderungsdruck auf die Autobauer. Es ergeben sich strukturelle Veränderungen der Märkte, Nachfrage, Produkte, Prozesse, Wertschöpfungsanteile und des Niveaus und der Struktur der benötigten Arbeitskräfte. Als Automobilland ist Baden-Württemberg von diesen Veränderungen besonders betroffen.
Vor diesem Hintergrund hat die BW Stiftung in Kooperation mit dem BUND Landesverband Baden-Württemberg 2015 die Studie „Mobiles Baden-Württemberg – Wege der Transformation zu einer nachhaltigen Mobilität“ in Auftrag gegeben. Die Studie, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Öko-Instituts, des Fraunhofer Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation, des IMU-Instituts und des Instituts für sozial-ökologische Forschung sowie unter Einbezug eines wissenschaftlichen Beirats und eines Stakeholderkreises erstellt wurde, wurde am 13. November 2017 der Presse und interessierten Öffentlichkeit vorgestellt.
Die Studie geht der Frage nach, wie das Mobilitäts- und Verkehrssystem künftig gestaltet sein kann und sollte, um die im gesellschaftlichen und politischen Konsens beschlossenen globalen, nationalen und regionalen Klimaschutz-, Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsziele in Baden-Württemberg zu erreichen. Hierzu wurden - gemeinsam mit den Stakeholdern und dem wissenschaftlichen Beirat – drei Szenarien für die Jahre 2030 und 2050 zunächst narrativ entworfen und anschließend mathematisch modelliert.
In einem weiteren Schritt untersuchten die Wissenschaftler, wie nachhaltig die drei entworfenen Szenarien in ökologischer, sozialer und ökonomischer Hinsicht sind; also ob mit den in den drei Szenarien beschriebenen Entwicklungen die Nachhaltigkeitsziele von Land, Bund und internationalen Verträgen wie dem Pariser Klimaschutzabkommen erreicht werden. Dazu wurden die Auswirkungen Szenarien auf ein Set von knapp 20 Indikatoren analysiert.
Mit dem dritten Szenario „Neue Mobilitätskultur“ ließen sich die ökologischen und sozialen Nachhaltigkeitsziele 2030 in ihrer Gesamtheit am ehesten erreichen, allerdings sind in diesem Szenario unerwünschte ökonomische Effekte auf Umsatz und Beschäftigung am größten. Bemerkenswert ist, dass es in allen drei Szenarien zu negativen Effekten auf Umsatz und Beschäftigung kommt. Selbst unabhängig der Szenarien ist von von einschneidenden Veränderungen in der Mobilitätswirtschaft und Beschäftigungsverlusten auszugehen – durch sich ändernde Markt- und Standortanteile, die Abhängigkeit von globalen Entwicklungen des Absatzmarktes, die Entwicklung der Produktivität oder den Einfluss von technischen Entwicklungen wie der Elektromobilität und des automatisierten Fahrens.
Die Beschäftigungsverluste in der Mobilitätswirtschaft nehmen mit dem Grad der ökologischen Nachhaltigkeit der Szenarien zu und sind im Szenario 3 „Neue Mobilitätskultur“ am größten. Das hängt dann stark davon ab, wie die sich ohnehin erfolgende Transformation der Automobil- bzw. Mobilitätswirtschaft angenommen wird und ob es gelingt, Marktführer bei den zukünftigen Mobilitätsprodukten zu bleiben. Eine Kompensation des Beschäftigungsrückgangs in der Mobilitätswirtschaft durch andere Wirtschaftsbereiche ist denkbar und eine Frage der wirtschaftspolitischen Orientierung.
Aus der Studie gehen darüber hinaus wissenschaftlich fundierte Denkanstöße und auch politische Handlungsmöglichkeiten hervor.
Die komplette Studie, eine Zusammenfassung der Studie sowie ein Poster zur kompakten Darstellung der Ergebnisse stehen zum Download bereit.
Wir bieten darüber hinaus in Einzelfällen Vorträge über die Studienergebnisse an. Bei weiterführendem Interesse oder Rückfragen kontaktieren Sie uns gerne.
Um die Ergebnisse der Studie mit der breiten Fachöffentlichkeit zu diskutieren und mögliche Schlussfolgerungen zu besprechen, hat die Baden-Württemberg Stiftung am 26.Juni 2018 im Technomuseum Mannheim eine eintägige Fachtagung organisiert. Geladen waren Vertreterinnen und Vertreter aus Forschung und Wissenschaft, Politik und Verwaltung sowie Wirtschaft und Gewerkschaften.
In den zahlreichen Vorträgen und Podiumsdiskussionen standen besonders die drei folgenden Themenfelder im Fokus: Die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Klimaschutz als normativem Rahmen für zukünftigen Verkehr, die volkswirtschaftliche Bedeutung von neuen (Auto-)Mobilitätsprodukten sowie konkrete wissenschaftliche Handlungsempfehlungen für die Verkehrspolitik.
Am 26. Juni 2018 fand die Fachtagung Mobiles-BW statt. Auf ihr wurden Themen wie Nachhaltigkeit und Klimaschutz, neue Wege der Mobilität sowie Handlungsmöglichkeiten für die der Politik erörtert.
Aufgrund der anhaltenden Aktualität und Bedeutung des Themas „nachhaltige Transformation von Mobilität und Mobilitätswirtschaft“ widmet sich die Baden-Württemberg Stiftung auch nach Abschluss der Studie diesem Thema. Wir wollen damit einen Beitrag zum notwendigen zivilgesellschaftlichen Dialog leisten, denn - mehr als beispielsweise bei der Energiewende - spielen beim Wandel hin zu einer nachhaltigen Mobilität Fragen der gesellschaftlichen Akzeptanz eine Rolle. Die Ergebnisse der Studie und ihre Szenarien dienen bei diesem Vorhaben als Ausgangspunkt.
Der Strategiedialog Automobilwirtschaft (SDA BW) ist ein neues Format der institutionalisierten Zusammenarbeit der baden-württembergischen Landesregierung mit Wirtschaft, Wissenschaft, Arbeitnehmerverbänden, Verbraucherorganisationen, Umweltverbänden und Zivilgesellschaft. Im Zuge eines ganzheitlichen Ansatzes sollen in den kommenden sieben Jahren Projekte, Maßnahmen und Konzepte für eine klimafreundliche Mobilität, nachhaltigen Wohlstand und Arbeitsplätze erarbeitet werden, um den Transformationsprozess der baden-württembergischen Automobilindustrie erfolgreich zu gestalten.
Die Baden-Württemberg Stiftung bringt sich in das Themenfeld 7 „Gesellschaft und Mobilität“ durch inhaltliche Inputs für die im Rahmen des Beteiligungsverfahrens geplante Dialogforen ein und stellt die Informationen durch eine Kommunikationskampagne der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. In Themenfeld 5 „Verkehrslösungen“ dient die Studie als inhaltliche Grundlage für die Arbeitsgruppe 2 bzw. Arbeitsgruppe A: „Erstrebenswerte Mobilitätsszenarien – Schwerpunkt Mobilitätskultur“.
Der Volkshochschulverband Baden-Württemberg ist als Projektträger für die Konzipierung und Durchführung von Bildungsangeboten und –veranstaltungen beauftragt. Dazu zählen unter anderem Planspiele, „Nachhaltigkeitstage zur Mobilität“, Podiumsdiskussionen, Vorträge und Seminarreihen (Kolleg Allgemeinbildung). Zudem erstellt der Volkshochschulverband ein Mitmachangebot, welches eng mit der Bürgerbeteiligung abgestimmt ist.
Die BW Stiftung bietet interessierten Institutionen und der breiten Öffentlichkeit auf Anfrage Vorträge zur Studie an. Zudem organisiert die BW Stiftung in Kooperation mit anderen Institutionen ähnlicher Zielrichtung Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen und Fachvorträge.
Am 11. April 2019 finden in diesem Rahmen die Urban Mobility Talks 2019 statt, welche gemeinsam mit der Stiftung Energie & Klimaschutz organisiert werden. Die Veranstaltung richtet sich an junges Publikum von Hochschulen, der Start-Up-Szene, Berufsanfänger, sowie weitere Interessierte.
Gemeinsam mit der Agentur die wegmeister GmbH gestaltet die BW Stiftung einen Erlebnisraum, in welchem die Ergebnisse und Szenarien der Studie erlebbar und einfach verständlich aufbereitet werden. Der Erlebnisraum kann ab Sommer 2019 an verschiedenen Standorten besucht werden.