Das Mobilitätsverhalten der Menschen hat sich kaum verändert. Sie sind weiterhin überwiegend mit dem eigenen Auto unterwegs, allerdings voll elektrisch und autonom. Der Energie- und Flächenverbrauch des Verkehrs in den Städten ist sehr hoch.
Mit der Digitalisierung sind neue Geschäftsmodelle entstanden, die neue Formen der Mobilität ermöglichen. Viele Menschen wollen Autos zwar weiterhin nutzen, aber nicht unbedingt kaufen und besitzen. Für sie ist das Teilen von Fahrzeugen Normalität und sie kombinieren Carsharing mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Der Platzbedarf durch Autos und Verkehr sinkt. Ehemalige Verkehrsflächen werden anders genutzt. Dadurch steigt insbesondere in den Innenstädten die Lebensqualität.
Immer mehr Menschen pflegen einen bewussteren Lebensstil. Die zurückgelegten Strecken sind insgesamt kürzer, da Freizeit, Arbeit und Wohnen in einem engen Umfeld stattfinden. Viele Wege werden daher zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt. Für weite Distanzen werden Bus und Bahn genutzt. Gemeinsames Fahren und das Teilen von Fahrzeugen gehören zum Alltag. Private Pkw sind nicht mehr erforderlich, um bequem mobil sein zu können.
Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Automobilwirtschaft und Verbänden haben im Auftrag der Baden-Württemberg Stiftung auf Initiative des BUND Baden-Württemberg drei mögliche Zukunftsbilder für die Mobilität in Baden-Württemberg im Jahr 2050 entwickelt.
Das Klima der Erde hat sich seit Beginn der Industrialisierung bereits um etwa 1 °C erhöht. Wenn der durch den Menschen verursachte Treibhausgas-Ausstoß weiter unverändert zunimmt, wird die globale Durchschnittstemperatur bis zum Ende unseres Jahrhunderts nochmals um voraussichtlich 3 °C bis 4 °C steigen.
Die Staatengemeinschaft hat sich deshalb darauf verständigt, die Klimaerwärmung einzudämmen. Alle Staaten, die den Pariser Weltklimavertrag von 2016 unterzeichnet haben, verpflichten sich völkerrechtlich verbindlich, die globale Erwärmung auf deutlich unter 2 °C, möglichst 1,5 °C gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Um das zu erreichen, muss der Ausstoß von Treibhausgasen bis 2050 fast auf Null gebracht werden.
Das wichtigste vom Menschen verursachte Treibhausgas ist Kohlendioxid (CO2). Mit knapp 32 Prozent hat der Verkehr den größten Anteil am CO2-Ausstoß in Baden-Württemberg. Er ist außerdem der einzige Bereich, in dem es bisher nicht gelungen ist, den Ausstoß zu reduzieren.
Die Art und Weise, wie wir derzeit unterwegs sind, schadet nicht nur dem Klima. Luftschadstoffe wie Feinstaub und Stickoxide beeinträchtigen die Lebensqualität, besonders in den Innenstädten. Immer mehr fahrende und parkende Autos beanspruchen dort immer mehr Platz. Dieser Platz fehlt jedoch für Wohn- und Erholungsflächen, für Fußgänger und Radfahrer.
Darüber hinaus führt das ständig wachsende Verkehrsaufkommen zu immer mehr Staus. Auch Verkehrslärm ist nicht nur in den Städten ein Problem.
Digitalisierung und Automatisierung führen zu rasanten Veränderungen – auch in der Automobilwirtschaft. Künstliche Intelligenz und der Einsatz von Robotik verändern die Produktion von Grund auf. Intelligente Produktionsanlagen können selbst lernen, sich selbst steuern und die Ergebnisse optimieren. Diese Entwicklungen werden die Arbeitswelt der Zukunft maßgeblich prägen.
Die Digitalisierung verändert nicht nur die Produktion, sondern auch das Auto selbst. Fahrzeuge werden zunehmend vernetzt, intelligent und autonom. Dadurch entstehen neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen im Mobilitätsbereich. Das Auto ist immer weniger das zentrale Verkehrsmittel, sondern wird Teil eines umfassenden Mobilitätssystems. Das Smartphone wird zum Schlüssel dieser Mobilität.
Immer mehr Staaten setzen auf Elektromobilität. In China, dem weltgrößten Absatzmarkt der Automobilwirtschaft, gilt seit 2019 eine jährlich ansteigende Quote für Elektroautos. Staaten wie Großbritannien, Irland, Norwegen, Dänemark, Schweden, Frankreich, die Niederlande, Island, Israel und Indien haben bereits beschlossen, in Zukunft keine neuen Autos mehr zuzulassen, die Benzin oder Diesel verbrennen. Diese Regeln sollen – je nach Land – zwischen 2025 und 2040 in Kraft treten.
Der weltweite Wandel zur Elektromobilität, die Digitalisierung und Automatisierung in der Produktion sowie das Aufkommen neuer Geschäftsideen und Wettbewerber wirken sich auf alle Bereiche der Automobilwirtschaft aus.
Als Automobilland ist Baden-Württemberg von diesem rasanten Wandel besonders betroffen. Mit 106 Milliarden Euro ist die Automobilindustrie der umsatzstärkste Industriezweig im Land. Ungefähr 215.000 Menschen sind dort direkt beschäftigt, also bei Herstellern und direkten Zulieferern. Weitere 254.000 Beschäftigte kommen dazu, wenn man indirekte Zulieferer, den Maschinen- und Anlagenbau, Dienstleister und das Kfz-Gewerbe (Handel und Reparatur) hinzurechnet –zusammen also 469.000. Damit ist jeder zehnte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Land in der Automobilwirtschaft tätig.
Die Filme sind in voller Länge in unserem Erlebnisraum zu sehen. Termine
Seit der Erfindung des Automobils 1886 in Mannheim hat sich die Automobilwirtschaft zu einem zentralen Pfeiler für Wachstum, Wirtschaftskraft und Wohlstand des Landes entwickelt. Der globale Wandel der Mobilität stellt Baden-Württemberg vor die Frage, mit welchen Mobilitätsprodukten in Zukunft Geld verdient und Arbeitsplätze geschaffen werden können.
Der Umbruch der Automobilwirtschaft ist nicht nur eine große Herausforderung, sondern bietet auch vielfältige Chancen für unser Land. Die Geschwindigkeit des Wandels erfordert jedoch zügiges Handeln.
Der Erlebnisraum besteht aus zwei gebrauchten Frachtcontainern, die mit spannenden Inhalten rund um das Thema „Transformation der Mobilität“ gefüllt sind. Das Herzstück des Erlebnisraums ist ein Exponat, mit dem die Besucherinnen und Besucher – ausgehend von den Mobilitätsszenarien der Studie – einen Blick in die Zukunft der Mobilität werfen können. Mithilfe von Drehreglern kann der Betrachter selbst einstellen, wie sich der Verkehr in der Stadt und somit auch das Stadtbild durch die Beeinflussung unterschiedlicher Faktoren verändern und sehen, ob die Klimaziele von Paris mit den Einstellungen erreicht werden oder nicht.
Der Raum enthält außerdem kurze und verständliche Hintergrundinformationen zu den Ursachen und Herausforderungen der Mobilitätswende und zum bevorstehenden Wandel in Bezug auf die Wirtschaft Baden-Württembergs. Auf acht interaktiven Monitoren können sich die Besucherinnen und Besucher zum Thema Klimawandel und zur CO2-Belastung informieren, mit dem Mobilitätsrechner prüfen, wie sie am CO2-ärmsten und preiswertesten ihre Strecken zurücklegen und an einem Umfragespiel teilnehmen. Es werden Filme gezeigt, in denen sich Persönlichkeiten zum Wandel der Mobilität und den damit verbundenen Auswirkungen auf Baden-Württemberg äußern.
Die Inhalte des Erlebnisraums gibt es auch zusammengefasst in einem Magazin. Viel Spaß beim Schmökern.
Die inhaltliche Grundlage für diese Website, den Erlebnisraum und das Themenheft bildet die Studie „Mobiles Baden-Württemberg“. Diese wurde im Jahr 2017 gemeinsam vom BUND Baden-Württemberg und der Baden-Württemberg Stiftung veröffentlicht.